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Explorative Follow-up-Studie: Ehrenamt als Ort informellen Lernens in der Wahrnehmung von Unternehmen in der Stadt Münster

Situations- und Problembeschreibung:

HeurekaNet hat vor vier Jahren eine explorative Studie zum ehrenamtlichen, freiwilligen oder bürgerschaftlichen Engagement in der Wahrnehmung von Unternehmen in Münster (Flachmeyer & Becker, 2006) durchgeführt. Diese Studie war zum einen theoretisch verortet im Diskussionskontext des informelles Lernens und der Lernhaltigkeit freiwilligem Engagements, zum anderen schloss sie praktisch an die Initiativen der Bundesländer zur Etablierung von Tätigkeitsnachweisen im bürgerschaftlichen Engagement und speziell des „Landesnachweises NRW - Engagiert im Ehrenamt" an. Die Ergebnisse ließen 2006 im wesentlichen drei Aussagen zu: Ehrenamtliches Engagement der Bewerber/-innen entscheidet kaum über Einstellung und Nicht- Einstellung. Unternehmen gehen nicht von einer Lernhaltigkeit ehrenamtliches Engagement aus, sie betrachten das Kompetenzprofil von Bewerber/-innen nicht in Hinblick auf die in diesem Setting informell erworbenen Kompetenzen. Der „Landesnachweis NRW - Engagiert im sozialen Ehrenamt" ist bei Unternehmen nicht bekannt.

Zielgruppe und Ziel/ Auftrag:

Ziel der Untersuchung war in einem ersten Schritt ein aktualisierter Eindruck zur Wahrnehmung des ehrenamtlichem, freiwilligen oder bürgerschaftlichem Engagements als Ort informellen Lernens im Kontext von Bewerbungsverfahren vor allem kleiner und mittlerer Unternehmen in der Stadt Münster. In einem weiteren Schritt zielte die Untersuchung auf evtl. Entwicklungstendenzen zwischen 2006 und 2010 ab.

Inhalt:

Um eine größtmögliche Vergleichbarkeit mit der explorativen Untersuchung aus dem Jahr 2006 zu erreichen, wurde in der aktuellen Untersuchung mit derselben Adressenliste gearbeitet worden wie vor vier Jahren. Die Stichprobe umfasste 70 Unternehmen aus der Stadt Münster und bildete ein breites Spektrum von Branchen und Unternehmensgrößenklassen ab, von diesen 70 Unternehmen waren 2010 nur noch 43 erreichbar. Die fehlenden Unternehmen wurden nicht ersetzt und mit einer kleineren Ausgangsstichprobe gearbeitet. Interviewpartner/-innen waren Personen, die seitens der Unternehmen als Ansprechpartner/-in für Personal- und/oder Einstellungsfragen im Telefongespräch benannt wurden. Die Befragung dieser Folgestudie fand im Juni 2010 statt, sie wurde ebenfalls telefonisch durchgeführt. Der Fragebogen aus der Erstuntersuchung wurde sprachlich leicht überarbeitet und mit Blick auf die zusätzliche Forschungsfrage erweitert. Durch wiederholte Anrufversuche sowie Terminabsprachen konnten 23 Interviews durchgeführt werden. Die so gewonnenen Daten wurden mit SPSS erfasst und deskriptiv statistisch ausgewertet. Ergebnisse: Ehrenamtliches Engagement von Bewerbern ist bei ca. der Hälfte der Unternehmen relevant für eine Einstellung bzw. Nicht- Einstellung, 48% der Befragten bevorzugen Bewerber/-innen mit ehrenamtlichem Engagement, 4% berücksichtigen solche Bewerber/-innen weniger. Zentraler Grund der Bevorzugung ehrenamtlich tätiger Bewerber/-innen ist die unterstellte Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Es ist nicht zu erkennen, dass die Unternehmen von der Lernhaltigkeit ehrenamtlichen Engagements ausgehen und das Kompetenzprofil von Bewerber/-innen auch im Hinblick auf die in diesem Setting informell erworbenen Kompetenzen betrachten. Offensichtlich hat der bildungstheoretische Diskurs zum informellen Lernen die Unternehmen bislang nicht berührt. Auf Belege für ein ehrenamtliches Engagement legen die Unternehmen ganz überwiegend keinen Wert. Das wirft wiederum die Frage auf, ob denkbare Bemühungen um die Entwicklung eines aussagekräftigen Beleginstrumentes nicht zwangsläufig „ins Leere laufen". Die Befragten, welche sich einen solchen Nachweis wünschten, gaben stark übereinstimmende, einfach umsetzbare Vorstellungen an. Aus diesem Grund scheint es weit aus lohnender auf Instrumente zu setzen, die Ehrenamtlichen eine Selbstreflexion ermöglichen. So könnten sie im Vorstellungsgespräch gezielt auf die in diesem Sektor erworbenen Kompetenzen hinweisen. Unsere Zahlen belegen deutlich die Unbekanntheit des Engagementnachweis Nordrhein-Westfalen "Füreinander.Miteinander - Engagiert im sozialen Ehrenamt". Unsere Untersuchung konnte deutliche Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen eigenem ehrenamtlichen Engagement von Personalern bzw. Unternehmensvertreter/-innen und Einstellungspraxis liefern. Anscheinend nehmen Unternehmensvertreter/-innen, die sich ehrenamtlich engagieren, die Angabe von ehrenamtlichem Engagement in Bewerbungen stärker und differenzierter wahr. Sie sind auch diejenigen, die solche Bewerbungen bei gleicher Qualifikation bevorzugen. Der insgesamt relativ schwache Wunsch nach Belegen ehrenamtlichen Engagements in Bewerbungen wird ganz überwiegend von ihnen getragen.

Beteiligte:

HeurekaNet

Zeitraum:

2010

Durchführungsort:

Münster

Förderung:

Die explorative Follow-Up-Studie wurde mit freiwillig eingebrachten Ressourcen realisiert.